Interview mit Peter Tischer (Tischer Freizeitfahrzeuge) über Marktentwicklungen und Trends im Caravaning
Interview mit Peter Tischer (Tischer Freizeitfahrzeuge) über Marktentwicklungen und Trends im Caravaning
Die Branche boomt. Ob man dem Eindruck auf deutschen Straßen und Campingplätzen folgt oder sich die neuesten Zahlen des CIVD ansieht – Caravaning erlebt goldene Zeiten. Darüber und über seine Erkenntnisse aus 45 Jahren Branchenerfahrung haben wir auf dem CARAVAN SALON mit Peter Tischer, Gründer des Wohnkabinen-Herstellers Tischer Freizeitfahrzeuge, gesprochen.
Redaktion: Herr Tischer, es sind gute Zeiten für die Hersteller der deutschen Caravaning-Industrie. Gibt es eigentlich noch etwas, dass Sie sich auf der Betriebsweihnachtsfeier wünschen können? Sie haben doch beruflich alles.
Peter Tischer: Ich werde mir wünschen, dass es die kommenden Jahre so weitergeht (lacht). Aber Sie haben natürlich recht, wir erleben eine noch nie dagewesene Hochphase. Laut den neuesten Zahlen sind die Zulassungen für Freizeitfahrzeuge 2017 um 15,3 Prozent gestiegen. Besonders die Reisemobile, wozu wir uns in der Nische mit Pick-up-Absetzkabinen ja zählen dürfen, jagen von einem Rekordjahr zum anderen. Ein Umsatzwachstum von 25,5 Prozent im Neuwagengeschäft ist wirklich bärenstark. Für Tischer bedeuten diese Zahlen, dass wir die letzten Jahre kontinuierlich gewachsen sind und unsere Absatzzahlen stetig steigern konnten. Eine sehr schöne Momentaufnahme.
Redaktion: Meinen Sie die Hochphase ebbt bald ab?
Nein, das wollte ich damit nicht direkt sagen. Die Entwicklung im Caravaning hat ja etwas mit der wachsenden Qualität der Arbeit in dieser Branche und dem Imagewandel zu tun. Auch dem Trend zum nachhaltigen Reisen und der Wiederentdeckung des Urlaubes in der nahen Natur traue ich einen langfristigen Effekt zu. Wer aber glaubt, dass unsere Branche deshalb nicht länger den periodischen Schwankungen unterworfen wäre, die es immer gegeben hat, der dürfte enttäuscht werden.
Redaktion: Sie hängen was Ihr Geschäft angeht aber immer auch an den Verkaufszahlen von Pick-ups. Wie sehen Sie die Entwicklung auf diesem speziellen Fahrzeugmarkt?
Pick-ups waren ursprünglich reine Nutzfahrzeuge. Aber wenn man sich die Bauart und die Funktionen heute ansieht, dann hat der Pick-up herstellerübergreifend einen Wandel zum vollwertigen Alltagsfahrzeug hinter sich. Transportfahrzeug, rollendes Büro, Familienkutsche, Freizeitfahrzeug – der Pick-up ist sehr flexibel. Mit der Idee Absetzkabinen für ihn herzustellen, haben mein Vater und ich vor 45 Jahren eine weitere Option hinzugefügt: die Funktion als Untersatz für Urlaubsträume. Jetzt tritt der Pick-up quasi in die nächste Phase ein: Neben den genannten Fähigkeiten ist er mehr und mehr ein Lifestyle-Objekt.
Redaktion: Hat das Auswirkungen auf die Besucher auf Ihrem Messestand hier in Düsseldorf?
Während es früher vor allem ältere Paare waren, die sich für unsere Kabinen interessiert haben, sind nun auch vermehrt junge Paare und Familien dabei. Die Käuferschicht wird ganz unverkennbar breiter. Was große Teile eint, ist die Liebe zum Sport: Viele Bootsbesitzer, Motorradfans, Mountainbiker oder Pferdefreunde besitzen beispielsweise schon einen Pick-up. Wenn das zugstarke Basisfahrzeug ohnehin vor dem Haus steht, ist der Weg zur eigenen Absetzkabine natürlich nicht mehr weit.
Redaktion: Haben Sie Sorge, dass der Diesel-Skandal und das sinkende Vertrauen in Diesel-Fahrzeuge den Markt erschüttern werden?
Das ist sicherlich ein heikles Thema. Aus meiner Sicht sind Dieselmotoren heutzutage vollausgereifte Maschinen, die auch vor dem Hintergrund der wichtigen Debatte um Umweltverschmutzung und Emissionen keinen Vergleich scheuen müssen. Die Automobilindustrie hat hier eher am falschen Ende gespart, denn die Technik selbst hätte keine „Schummel-Software“ nötig gehabt. Nun haben wir ein Image-Problem, das über die fraglos vorhandenen, aber technisch leicht behebbaren Probleme weit hinausgeht. Nichtsdestotrotz fürchte ich nicht, dass unser Markt für Dieselfahrzeuge in nächster Zeit einbrechen wird. Mit seiner Wirtschaftlichkeit und Leistungsstärke werden dem Diesel die Argumente jedenfalls so schnell nicht ausgehen – vor allem, wenn Fahrzeughersteller und Gesetzgeber einen Weg finden, mit moderner Filtertechnik Umweltwirkungen zu minimieren. Das wäre auf jeden Fall wünschenswert.
Redaktion: Vielen Dank für Ihre klaren Worte und noch eine gute Messe, Herr Tischer.
Sehr gerne. Ich wünsche ebenfalls noch eine gute Messe.